Der Bund für Soziale Verteidigung (BSV) hatte gemeinsam mit dem Institut für Friedensarbeit und gewaltfreie Konfliktaustragung (IFGK) am 10. Oktober 2015 zu einem Fachgespräch über Ziviles Peacekeeping nach Bonn eingeladen. Die Tagung war ein wichtiger Baustein der BSVKampagne zum Zivilen Peacekeeping mit dem Ziel, diesen Ansatz in Deutschland, vor allem in der Friedensbewegung und in der Politik, bekannter zu machen. Wir konnten internationale ExpertInnen auf dem Gebiet des Unarmed Civilian Peacekeeping (UCP) als ReferentInnen der Tagung gewinnen und wollen mit dieser Dokumentation die spannenden Beiträge für ein größeres Publikum zur Verfügung stellen. Die Tagung fand in der Zeit statt, als die Nachrichten nur eine Überschrift kannten, die über die Flüchtlinge, die zu Tausenden jeden Tag nach Deutschland kamen und noch immer kommen. Inzwischen stehen auch andere Themen wieder auf der Tagesordnung, auch wenn die Politik noch keine wirkliche Strategie gefunden hat, wie sie auf das offensichtliche Scheitern der Grenzund Asylregelungen nach Schengen und Dublin reagieren soll. Noch immer kommen die Menschen aus den Krisenregionen nach Europa, um Schutz zu suchen. Sie kommen, weil die Weltgemeinschaft kein Konzept gefunden hat, wie die Zivilbevölkerung in einer bewaffneten Konfliktsituation geschützt werden kann, so dass die Menschen nicht fliehen müssen.
Gleichzeitig ist es augenscheinlich, dass militärische Interventionen keinen Frieden bringen, sondern nur neue Konflikte heraufbeschwören und neue Fluchtursachen produzieren. Gerade wurde Kundus in Afghanistan – das Symbol für deutsches Engagement in Afghanistan wieder von den Taliban-Truppen erobert, wenn auch nur kurzfristig. Aber dennoch zeigt es wie wenig die lange militärische Präsenz und der Kampf gegen Islamisten zur Stabilität in diesem Land beigetragen
hat.
Es ist eine dringende Frage, welche Alternativen es zu militärischen Interventionen geben kann. Die zivilen Alternativen zum Schutz der Zivilbevölkerung sind noch relativ unbekannt, aber sie existieren und machen täglich das Leben für Menschen in einzelnen Regionen sicherer und können helfen, Menschen vor dem Tod zu retten. Aber das Zivile Peacekeeping ist noch weit davon entfernt, einen Krieg verhindern zu können. Das Konzept muss viel mehr Beachtung und Kapazitäten bekommen. Wir wissen, dass der Schutz funktioniert, aber wir wissen noch nicht genau, welche Bedingungen für das Gelingen des Zivilen Peacekeepings nötig sind. Wie können wir noch viel effektiver werden und wie können wir die Politik und die Öffentlichkeit überzeugen, an die Möglichkeit des unbewaffneten Schutzes zu glauben. Auf der Tagung haben wir Antworten auf diese Fragen gesucht und einige gefunden, auch wenn viele neue Fragen entstanden sind. Im Publikum saßen deutsche und überraschend viele internationale FriedensaktivistInnen und -forscherInnen sowie einige VertreterInnen der Politik und beteiligten sich rege an der Diskussion. Ich hoffe, dass die LeserInnen dieser Dokumentation ebenso viele Anregungen finden können.
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2015
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